Dein Garten im Herbst – Zeit für Gemütlichkeit
von Lisa Roczniewski
Einfach zu faul…
Ich liege auf der Couch, eingekuschelt in meiner Lieblingsdecke mit einer Tasse Tee und einem guten Buch. Gemütlich – so ein Herbsttag. Draußen fallen die bunten Blätter von den Bäumen und die Vögel ziehen Richtung Süden.
Da kommt mir plötzlich ein Gedanke: Was liege ich hier eigentlich so faul rum? Im Garten gibt es noch jede Menge zu erledigen. Die Bäume, Büsche und verblühten Stauden müssen geschnitten werden, der Rasen muss nach dem Dürre-Sommer auf Vordermann gebracht werden und auch das Laub sollte ich mal zur Seite harken.
Oder?
Zu viel menschliche Ordnung stört die Natur
Vielleicht kennt ihr diese Gedanken auch. Da können wir euch beruhigen. Ihr seid nicht zu faul – mit Blick auf die Natur tut ihr genau das Richtige. Und lasst den Dingen ihren natürlichen Lauf.
„Zu viel menschliche Ordnung stört die Natur“, sagt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann, „es ist schon aberwitzig, mit wieviel Energie wir Menschen aufräumen, was die Natur sich erobert hat.“ (Quelle: Stängel stehenlassen – Insekten helfen!)
In unserem Blogbeitrag wollen wir euch heute ein paar Tipps an die Hand geben, wie ihr euren Garten wirklich „winterfit“ machen könnt. Und zwar so, dass er ein bequemes Quartier und Lebensraum für Vögel, Insekten und Kleintiere bietet.
Pflanzen schneiden im Herbst
Kurz nach Ende der Blüte wird die Heckenschere gezückt. Ob Busch oder Staude: Alles wird bis auf dem Boden zurückgeschnitten.
Besser ist es jedoch, die Stängel der abgestorbenen Stauden über den Winter stehen zu lassen. Insektenlarven nutzen diese als Geburtshaus. Sie entwickeln sich in den Stängeln und schlüpfen dann im Frühjahr. Zum Beispiel die Marienkäfer und auch die Florfliegen, welche beide bekannte Blattlausjäger und daher im Garten gern gesehene Gäste sind.
Übrigens fanden britische Forscher heraus, dass sich in Schilfpflanzen rund 120 Insektenlarven pro Halm ansiedeln. Würden wir diese abschneiden, hätte das eine ziemlich negative Auswirkung auf unseren Garten im nächsten Jahr – und die Biodiversität allgemein.
Auch kleine Vögel bedienen sich an den Stängeln und nutzen diese als Eiweißquelle im Winter. Daher sollte die Devise hier lauten: Einfach mal stehen lassen. Zurechtschneiden kann man die Stauden dann im Frühjahr.
Ein kuscheliges Haus aus Laub
Nächster Halt: Laubpalast. Für viele passionierte Gärtner:innen ein Graus, doch für die Natur so wertvoll. Vom Baum heruntergefallene Blätter haben noch so viel zu bieten.
Zum einen bieten sie ein hervorragendes Versteck und Überlebensraum für viele Insektenarten. Für Kleintiere, wie den unter Schutz stehenden Igel, bieten sie ein bequemes Heim für den Winter. Ein mit Ästen gesicherter Laubhaufen schützt die kleinen Säugetiere vor Wind und Regen.
Zum anderen kann Laub auch wunderbar für Beete genutzt werden. Dazu einfach die Blätter einsammeln und großzügig auf den Beeten verteilen. Dies verhindert ein Austrocknen der Böden. Die Blätter werden zu Hummus und bieten gleichzeitig ein Dach über dem Kopf und Nahrungsquelle für Kleintiere.
Außerdem finden unsere heimischen Wintervögel wie Amsel und Kohlmeise auf den Blättern Schnecken und Asseln – ein schmackhaftes Herbst- und Wintermenü.
Tipp: Aus herabgefallenen Blättern kann man auch ganz leicht Konfetti selbst machen. Einfach mit einem Locher Löcher aus den Blättern ausstanzen. Eine großartige Herbstbeschäftigung, vor allem für Kinder. Und falls ihr es etwas bequemer wollt: In unserem Laubkonfetti haben wir neben dem Saatgutkonfetti ebenfalls Laub eingearbeitet. Für die Herbstkonfetti-Party im Garten.
Nistkästen reinigen und anbringen
Und wo wir schon bei Vögeln sind: Wenn ihr eine wirklich wertvolle Gartenbeschäftigung für den Herbst sucht, dann ist es das Bauen und Anbringen von Nistkästen.
Diese lassen sich leicht aus alten Holzresten herstellen – hier findet ihr eine Bauanleitung der NABU. In den Kästen können die Vögel trocken und geschützt überwintern. Und ihr habt gleich noch was zu gucken im Garten, denn die gefiederten Wesen zu beobachten macht einfach viel Freude.
Ihr habt bereits einen Nistkasten im Garten? Dann ist es im September an der Zeit, diesen zu reinigen. So werden Vogelflöhe, Milben und Zecken entfernt und die nächsten Bewohner können ins neue Heim ziehen.
Wichtig: Benutzt zum Reinigen keine chemischen Mittel – das ist gesundheitsschädlich für die Tiere. Es reicht, wenn ihr die Kästen gründlich ausfegt. Bei sehr vielen Parasiten könnt ihr den Kasten auch einfach mit etwas Wasser ausspülen und gut trocken lassen, bevor er wieder angebracht wird.
Vogelfutter ab November
Wenn ihr bei Nisthilfen direkt auch an Futterhäuschen denkt – hier habt ihr noch etwas Zeit. Aus umweltpädagogischer Sicht ist eine Fütterung der Vögel erst ab November bis ca. Ende Februar sinnvoll. Dann kommen viele Vögel zur Futterstelle, welche vor allem bei Frost gern angenommen wird.
Bei großen Futterhäuschen ist es notwendig, diese öfters zu reinigen. Sonst besteht die Gefahr von Salmonellen und anderen Krankheitserregern durch beispielweise Kot im Essen.
Tipp: Bei uns im Shop findet ihr eine Birds Box – eine wiederbefüllbares Futterhaus mit Kernen aus kontrolliert biologischem Anbau.
Pflanzen säen im Herbst
Gemeinhin kann man Pflanzen nur im Frühling säen. Doch das stimmt gar nicht, wie wir euch in diesem Artikel bereits gezeigt haben. Es gibt auch einige heimische Wildpflanzen, welche noch im Herbst und sogar im Winter ausgebracht werden können. Der Grund, warum ihr unser Saatgutkonfetti ganzjährig werfen könnt.
Auch Bienen- und Schmetterlingsfreundliche Stauden wie die Prachtnelke, Malven oder Glockenblumen können jetzt gesetzt oder eingesät werden. So sorgt ihr dafür, dass die kleinen Fluginsekten bereits bei den ersten Frühlingstemperaturen Nahrung finden.
Dabei gilt: Besser heimische als exotische Pflanzen setzen. Bei Insekten beliebte Frühblüher sind zum Beispiel der Hohle Lerchensporn, die Wiesen-Schlüsselblume, Krokus, Schneeglöckchen und der Huflattich.
Und was ist mit meinem Rasen?
Nach der Dürre des Sommers stürzen sich viele Hobbygärtner:innen mit Eifer in die Rasenpflege. Dort wird gedüngt, hier vertikutiert, da fleißig nachgesät.
Andere stellen sich die Frage: Wie lange muss ich vorm Winter eigentlich noch Rasen mähen?
Unserer Ansicht: Je früher man aufhört zu mähen, desto besser. Noch besser: Legt einfach mehr wilde Bereiche im Garten an und weniger Rasen. So habt ihr weniger Pflegeaufwand und die Natur - die Bienen, Insekten und Kleintiere - freuen sich über Futterquellen und Übernachtungsmöglichkeiten.
So haben wir alle etwas davon. Und ihr könnt euch wieder entspannt mit einer Tasse Tee, einem guten Buch und eurer Lieblingsdecke auf der Couch zurücklehnen.