Das Wilde Stiefmütterchen und seine heilende Wirkung

Wildes Stiefmütterchen (Viola Tricolor)

von Julia Liemann

Steckbrief

Botanischer Name: Viola tricolor
Familie: Veilchengewächse
Wuchshöhe: 10-40 cm
Aussaat: März bis Mai oder August bis September
Blütezeit: Mai bis Oktober
Blattform: herzförmig bis länglich eiförmig
Farbe: blauviolett, gelb, weiß

Das Garten-Stiefmütterchen ist in Europa eine der beliebtesten Pflanzen und kann sowohl im Frühling als auch im Herbst in den verschiedensten Farben gekauft und eingepflanzt werden. Als seine Urform ist das Wilde Stiefmütterchen heute nur wenig bekannt, jedoch oft in der Natur anzutreffen und ebenso einfach zu pflanzen. Es eignet sich gut als Hausmittel und wird schon seit dem Mittelalter als Heilmittel für allerlei Beschwerden eingesetzt.

Aussehen

Wildes Stiefmütterchen im Asphalt

Das Wilde Stiefmütterchen ist eine ein- bis mehrjährige Pflanze, die fünf Blütenblätter in drei verschiedenen Farben hat („Viola tricolor“). 

Die oberen zwei Kronblätter sind für gewöhnlich violett, das untere gelb und die beiden seitlichen Blätter weiß. Zur Mitte der Blüte führt eine dunkle, strichförmige Aderung, die Hummeln und Bienen bei der Nektarsuche hilft. Die Blätter sind herzförmig bis eiförmig, stumpf und gekerbt. Die Stängel des Wilden Stiefmütterchens sind aufrecht und miteinander verzweigt.

Die Pflanze kann eine Wuchshöhe von 10 bis 40 cm erreichen.

Warum eigentlich „Stiefmütterchen“?

Im Volksmund hat das Wilde Stiefmütterchen eine Vielzahl an verschiedenen Namen. Es wird auch Ackerveilchen, Muttergottesschuh, Mädchenaugen, Schöngesicht oder Liebesgesichtli sowie Christusauge genannt. Der Ursprung des Namens „Stiefmütterchen“ ist jedoch bis heute nicht eindeutig geklärt.

Eine Theorie ist, dass er von der Verteilung der Blütenblätter kommt. Jede Blüte besteht aus fünf Kronblättern, die fast wie eine kleine Familienbande zusammenstehen: Das größte Kronblatt sitzt zuunterst und wird als "Stiefmutter" bezeichnet. Sie überdeckt ein wenig die beiden seitlichen Kronblätter, ihre "Töchter". Diese bedecken wiederum ein Stück weit die beiden "Stieftöchter", nämlich die oberen, nach oben zeigenden Blütenblätter.

Das Wilde Stiefmütterchen ist in ganz Europa zu finden

Das Wilde Stiefmütterchen ist in weiten Teilen Europas verbreitet. Es ist, bis auf im hohen Norden und im äußersten Süden, überall zu finden.

Es wächst auf Wiesen, an Wegrändern und auf Brachflächen. Je nach Unterart gedeiht das Wilde Stiefmütterchen am besten auf sandigen, mageren Böden des Nordens (Dünen) und auf saurem Urgestein.

Heilende Wirkung

Zeichnung Viola Tricolor

Das Wilde Stiefmütterchen wird bei den verschiedensten Beschwerden zur Linderung eingesetzt. In der Heilkunde wird dem Wilden Stiefmütterchen in erster Linie eine entzündungshemmende, kortisonähnliche Wirkung zugeschrieben. Es werden das zur Blütezeit gesammelte und getrocknete Kraut sowie die frischen oberirdischen Teile blühender Pflanzen verwendet.

Anwendungsgebiete:

  • Schleimlöser
  • Husten
  • Keuchhusten
  • Asthma
  • Erkältung
  • Bronchitis
  • Hautentzündungen
  • Arterienverkalkung (Arteriosklerose)
  • Herzkrankheiten

Traditionell wird das Wilde Stiefmütterchen bei vielen Hauterkrankungen eingesetzt. So werden zur äußerlichen Behandlung Teeaufgüsse aus dem Kraut auf die Haut gegeben, um den Juckreiz von Ekzemen oder Akne zu lindern. Gegen Milchschorf bei Kindern oder frühen Formen von seborrhoischer Dermatitis soll es ebenfalls helfen.

Auch bei Erkältungen, Husten und Fieber soll das Wilde Stiefmütterchen in Form von Tee heilsam wirken. Das Kraut besitzt außerdem harntreibende Eigenschaften, weswegen es auch bei Rheuma, Gelenkschmerzen, Blasenentzündungen und bei Schwierigkeiten beim Wasserlassen eingesetzt wird. Es ist jedoch bisher noch nicht wissenschaftlich belegt, auf welchen Inhaltsstoffen des Stiefmütterchens die heilende Wirkung genau beruht.

Das Wilde Stiefmütterchen in der Volksmedizin

Das Wilde Stiefmütterchen bietet Nahrung für Bienen und Hummeln

In der Volksmedizin Europas war das Wilde Stiefmütterchen ein Allround-Talent. Bereits im 16. Jahrhundert berichteten heilkundliche Lehrbücher von der heilenden Wirkung der Pflanze bei Hauterkrankungen wie trockenen Ekzemen, Hautausschlägen, Akne oder Hautreizungen, sowie bei Nierenerkrankungen und Harnwegsbeschwerden.

Das Kraut des Stiefmütterchens wurde ebenfalls gegen Schlafprobleme, Erschöpfung, nervöse Zustände und sogar Fieberkrämpfe eingesetzt. Im Mittelalter fielen die Einsatzgebiete der Pflanze unter den Begriff „Blutreinigung“, was man heute generell mit dem Anregen des Stoffwechsels übersetzen kann.

Bienen und Hummeln

Auch in unserem Saatgutkonfetti ist das Wilde Stiefmütterchen zu finden. Durch seine lange Blütezeit und seine Pflegeleichtigkeit bietet das Stiefmütterchen nämlich die ideale Nahrungsquelle für Insekten. Besonders Hummeln und Bienen ernähren sich von ihm.

Das Wilde Stiefmütterchen ist also nicht nur in seiner heilenden Wirkung für Menschen nützlich, es bietet auch Nahrung und Heimat für Insekten.

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